Wenn ein Inkassounternehmen „Erfolgsquote“ sagt, meint das meist die Realisierungserfolge aller in der Bearbeitung befindlicher Fälle über die gesamte Bearbeitungsdauer. Und nach dieser Betrachtung sind 80 bis 90 Prozent Realisierungserfolg durchaus realistisch! Weil aber Inkasso & Forderungsmanagement mitunter recht komplex sein können, erklären wir in diesem Blogbeitrag, wie genau sich die Erfolgsquote im Inkasso zusammensetzt.
Dafür ist es wichtig zu verstehen, dass Inkasso in mehreren Stadien stattfindet bzw. stattfinden kann. Grundsätzlich lassen sich dabei die folgenden drei Stadien unterscheiden:
- vorgerichtliche Bearbeitung
- gerichtliches Mahnverfahren
- nachgerichtliche Bearbeitung & Zwangsvollstreckung
Diese drei Stadien wiederum bauen hierarchisch aufeinander auf: Fälle, die vorgerichtlich erfolgreich abgeschlossen werden, müssen nicht in ein gerichtliches Mahnverfahren übergehen. Und Fälle, die sich im gerichtlichen Stadium erfolgreich abschließen lassen, brauchen keine Zwangsvollstreckung. Zugleich verändert sich auch die Art & Weise der Schuldnerkommunikation im professionellen Forderungsmanagement mit voranschreiten der Bearbeitung: Vorgerichtlich steht die Moderation einer Forderungsangelegenheit im Mittelpunkt. Im gerichtlichen Mahnverfahren läuft die Abwicklung über das jeweils zuständige Mahngericht & in der Zwangsvollstreckung lassen sich Ansprüche dann auch unter Zwang, also gegen den Willen des Schuldners durchsetzen.
Diese Unterschiede in der Bearbeitung schlagen sich auf die Erfolgsquote im Inkasso durch:
Inkassounternehmen Erfolgsquote: Vorgerichtlich 50%
Rund die Hälfte aller Fälle im Inkasso lässt sich im vorgerichtlichen Stadium realisieren & dann auch an den Gläubiger ausbezahlen. In Zeit ausgedrückt bedeutet das, dass der überwiegende Anteil der Gläubiger maximal acht Wochen auf offene Posten warten muss, denn so lange braucht das vorgerichtliche Inkasso ungefähr. Dabei entstehen übrigens keine Kosten für Gläubiger im Inkasso, denn alle Inkassogebühren stellen einen sog. Verzugsschaden dar und gehen zulasten des Schuldners.
Der Grund für die extrem hohe Erfolgsquote im vorgerichtlichen Inkasso ist die ausgezeichnete Moderationsleistung der meisten Inkassounternehmen: Die gehen auf die individuelle Situation der Schuldner ein & bemühen sich um Zahlungslösungen, die für beide Seiten tragbar sind. Die Praxis zeigt, dass viele Schuldner regelrecht froh sind, eine realistische Zahlungslösung aufgezeigt zu bekommen & dann auch gern und vor allem pünktlich bezahlen.
Inkassounternehmen Erfolgsquote im gerichtlichen & nachgerichtlichen Stadium
Aber natürlich stellt sich die Frage: Wie erreichen Inkassounternehmen Erfolgsquoten in den beiden anderen Stadien? Wie ergeben sich die übrigen 30 – 40 Prozent?
Dabei leistet vor allem das gerichtliche Mahnverfahren einen wesentlichen Beitrag, auch wenn es um die Verjährungshemmung geht. Denn mit dem Antrag auf Erlass eines gerichtlichen Mahnbescheides beim zuständigen Mahngericht geht dem Schuldner ein Mahnbescheid im gelben Umschlag – in sog. amtlicher Zustellung zu. Das allein verfehlt oft seine Wirkung nicht! Hinzu kommen die möglichen Konsequenzen, bspw. durch eine Einmeldung bei der SCHUFA.
Schließlich steht am Ende eines gerichtlichen Mahnverfahrens mit dem Vollstreckungsbescheid ein waschechter Titel. Und der lässt sich dann über die Zwangsvollstreckung geltend machen. Das bedeutet, dass ein Vollstreckungsbescheid denselben Effekt auf eine offene Forderung hat, wie ein Urteil oder ein gerichtlicher Vergleich: Er verbrieft das Recht auf eine Forderung und ermöglicht den Zugriff auf Schuldnervermögen auch gegen dessen Willen!
So lassen sich die fehlenden Prozentpünktchen in der Erfolgsquote von Inkassounternehmen sozusagen über die Zeit realisieren.
Geduld zahlt sich meist aus!
Titel sichern eine Forderung nämlich für ganze 30 Jahre ab. So lange steht Gläubigern das Instrumentarium der Zwangsvollstreckung zur Verfügung. Kurz: Das Schuldnervermögen lässt sich pfänden. In der Realität kann sich die Realisierung titulierter Forderungen manchmal hinziehen, doch am Ende zahlt sich die Geduld meistens aus & Gläubiger kommen regelmäßig selbst nach mehreren Jahren noch zu ihrem Geld!
Die übrigen 10%
Wer nun ganz kritisch ist, wird einwerfen, dass 80% keine 100 sind. Und daran lässt sich nicht deuteln. Tatsächlich gibt es einen gewissen Anteil an Forderungen, sie sich nicht realisieren lassen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Manchmal scheuen Gläubiger den Einstieg in ein gerichtliches Mahnverfahren und geben eine Forderung lieber auf. Oder Schuldner kommen lebenslänglich nie in eine Einkommenssituation, dass es etwas zu pfänden gäbe. Oder Schuldner nehmen den Notausgang „Privatinsolvenz“. Und schließlich versterben mache Schuldner auch einfach.
In der Summe aller Inkassofälle machen solche Verläufe aber tatsächlich den kleinsten Teil aus, sodass sich Inkasso & Forderungsmanagement in aller Regel bezahlt machen! Das zeigen die ausgezeichneten Inkassounternehmen-Erfolgsquoten immer wieder!